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27.05.2024

Neue Studie hilft, die zunehmende Komplexität bei der Spitex zu erklären

Nicht nur pflegen und betreuen die Spitex-Mitarbeitenden in der Schweiz immer mehr Menschen – sie nehmen auch wahr, dass die Pflegesituationen der Spitex immer komplexer werden. Diese subjektive Wahrnehmung liess sich nicht objektiv belegen – bis jetzt: Eine neue Studie zeigt auf, welche Komplexitäts-Faktoren dazu führen, dass die Spitex für einzelne Situationen sehr viele Leistungen erbringt. Auf dieser Basis fordert Spitex Schweiz, dass alle diese Leistungen endlich angemessen finanziert werden.

Heute gibt es über 450’000 Spitex-Klientinnen und -Klienten in der Schweiz – über doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Die Spitex-Mitarbeitenden stellen zudem fest, dass ihre Fälle immer komplexer werden, unter anderem aufgrund der Ambulantisierung und der Alterung der Gesellschaft (vgl. Kasten «Gründe für die Zunahme der Komplexität»). Weil die Spitex diese Zunahme der Komplexität gegenüber ihren Finanzierern belegen muss, hat Spitex Schweiz eine Studie bei der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Auftrag gegeben. Nun liegen die Ergebnisse vor.

Treiber für hohe Spitex-Leistungen: Instabilität, überlastete Angehörige, Demenz
Die Studie fokussiert einen Aspekt von Komplexität: die Leistungsintensität. Genauer untersucht sie, welche konkreten Komplexitätsfaktoren mit einer sehr hohen Zahl an Pflegestunden zusammenhängen (ab 1000 Minuten pro Monat). Zu diesen Faktoren gehören unter anderem Mobilitätseinschränkungen, eine Demenz-Diagnose oder Inkontinenz. Auch Klientinnen und Klienten mit Verhaltensauffälligkeit, Fatigue (Erschöpfung) und Instabilität (immer neue Diagnosen und Symptome) wiesen eine sehr hohe Leistungsintensität auf. So auch Fälle mit vielen involvierten Gesundheitsfachpersonen oder mit Konflikten zwischen Klientin/Klient und Angehörigen.

Weiter zeigt die Studie, dass leistungsintensive Fälle bei der Spitex längst Alltag sind: Über ein Fünftel der untersuchten 1035 Klientinnen und Klienten benötigen über 60 Stunden Spitex-Leistungen pro Quartal. Ab dieser Grenze sind die Krankenversicherer berechtigt, einen Pflegefall zu überprüfen – und auf diese Überprüfung bezieht sich eine der Forderungen, welche Spitex Schweiz aus der Studie ableitet.

Forderung: Gesetzliche Bestimmungen  und Praxis der Versicherer überprüfen
Das aktuelle Finanzierungssystem legt der Spitex unnötige Hürden in den Weg: Die häufige Überprüfung von Fällen, welche die 60-Stunden-Grenze überschreiten, bedeutet für alle Beteiligten einen sehr grossen administrativen Mehraufwand. Und dies, obwohl die Versorgung zu Hause aus qualitativer und finanzieller Sicht auch bei Pflegesituationen mit über 100 Pflegestunden pro Quartal sinnvoll ist. Eine weitere Hürde: Spitex-Leistungen rund um Abklärung, Beratung und Koordination («A-Leistungen») werden von den Versicherern oft gekürzt. Die Studie zeigt nun aber auf, wieso solche Leistungen nötig sind, etwa für die Bewältigung von instabilen Situationen.

Die Spitex verursacht nur 3 Prozent der gesamten Kosten in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) und trägt dennoch massgeblich dazu bei, dass die Alterung der Gesellschaft bewältigt werden kann – und dass immer mehr Menschen trotz Krankheit oder Beeinträchtigung zu Hause leben dürfen. Die ZHAW-Studie zeigt auf, warum die Spitex für die Erfüllung dieser wichtigen Aufgabe viele allgemeine und spezialisierte Leistungen erbringt. Entsprechend fordert Spitex Schweiz, dass die Gesetzgeber die Krankenpflege-Leistungsversordnung (KLV) überarbeitet – und damit sicherstellt, dass endlich alle Leistungen der Spitex zur Bewältigung der zunehmenden Komplexität angemessen finanziert werden.

Weitere Ausführungen zur Studie finden Sie auch im Spitex Magazin.

Quelle: Spitex Schweiz
Foto: Luke Jones auf Unsplash

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