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10.12.2025

Dank Telemedizin unnötige Spitaleinweisungen verhindern

«Book a Doc» ermöglicht ärztliche Betreuung in der eigenen Wohnung – dank Telemedizin. Das Projekt will medizinische Versorgungslücken schliessen, die an Randzeiten, Sonn- oder Feiertagen entstehen können. Im Beitrag erläutert Projektleiterin und APN Katharina Luzi von der Spitex Limmat Aare Reuss (LAR) AG, wie die Mitarbeitenden auf die neue Dienstleistung reagierten und, welcher Mehrwert für die Klientinnen und Klienten entsteht.

Text: Eva Zwahlen

Ärztliche Versorgunglücken, die ausserhalb der regulären Praxisöffnungszeiten, an Sonn- oder Feiertagen entstehen können, schliessen – dies ist das Ziel von «Book a Doc». Das Pilotprojekt der Spitex Limmat Aare Reuss (LAR) AG, der privaten Spitex CareOne und dem Digital-Health-Unternehmen Medgate ist im November 2025 gestartet und verbindet Telemedizin mit ambulanter Pflege. Katharina Luzi ist die Projektleiterin von «Book a Doc». Die Fachverantwortliche Entwicklung und Pflegeexpertin MScN (APN) der Spitex LAR erläutert, wie es zur Zusammenarbeit mit Medgate gekommen ist: «Das Projekt ist ein Novum für uns, und wir machen damit unsere ersten Erfahrungen mit der Telemedizin. Bisher arbeiteten wir vor allem mit den umliegenden Spitälern sowie den ambulanten Grundversorgerpraxen zusammen.»

Gute Auffassungsgabe und Einschätzungsfähigkeit
Das Ganze läuft wie folgt ab: Stellen die Spitex-Mitarbeitenden bei ihren Einsätzen den  Bedarf einer medizinischen Einschätzung fest, so buchen sie über eine Buchungsplattform eine Konsultation bei einer Medgate-Ärztin oder einem Medgate-Arzt. Dies setze eine gute Auffassungsgabe und Einschätzungsfähigkeit der zuständigen Pflegefachperson voraus, betont Katharina Luzi. Schliesslich gehe es darum, zu beurteilen, ob es sich um eine hospitalisierungspflichtige Notfallsituation handelt, eine Konsultation im Moment notwendig, aber eine Hospitalisation nicht sinnvoll wäre oder, ob die Klientin oder der Klient bis zur nächsten Öffnungszeit der Praxis warten kann. Ist die Buchung erfolgt, so ruft eine Ärztin oder ein Arzt zeitnah zurück. Es  folgen Anamnese und Untersuchung durch Ärztin oder Arzt mit Unterstützung der Pflegefachperson. Zum Einsatz kommt dabei das Sensorikgerät «DOC2U», das durch entsprechend ausgebildete Pflegefachpersonen vor Ort bedient wird (vgl. Bild).

Sensorikgerät DOC2U

                  Sensorikgerät DOC2U

Dazu Katharina Luzi: «In jeder Region im Einzugsgebiet der Spitex LAR wurde vor der Umsetzung des Projekts eine Pflegefachperson intensiv geschult, die nun als Superuser fungiert. Insgesamt sind 20 Pflegefachpersonen am Pilot beteiligt, welche die Tagesverantwortung über das gesamte Gebiet übernehmen.» Laut Katharina Luzi können sich diese bei Fragen zum Sensorikgerät an die Superuser oder direkt an sie selbst wenden.

Kommen die Medgate-Ärztin oder der Medgate-Arzt und die vor Ort anwesende Pflegefachperson zum Schluss, dass eine Hospitalisation angezeigt ist, so entscheidet das interprofessionelle Team in Absprache mit der Klientin oder dem Klienten über einen möglichen Spitaleintritt. Katharina Luzi weist allerdings darauf hin, dass «Book a Doc» auch in nicht akut lebensbedrohliche Situationen zum Einsatz kommen kann, dies «um eine akute Situation zu vermeiden». DOC2U biete dabei viele Einsatzmöglichkeiten: «Sobald eine Konsultation gebucht und die notwendigen Daten in ‘Book a Doc’ übertragen wurden, kann die zuständige Pflegefachperson unter Anleitung der Ärztin oder des Arztes zum Beispiel die einzelnen und vielseitigen Funktionen des Geräts nutzen. Auch Blutdruck und Puls sowie die Sauerstoffsättigung können gemessen werden», erläutert die APN. Alle Informationen werden im Nachgang an die Untersuchung an die zuständige Hausärztin oder den zuständigen Hausarzt weitergeleitet, sodass letztere den Verlauf beim nächsten regulären Arbeitstag evaluieren können.

Hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität
Das Projekt «Book a Doc» sei bei den Mitarbeitenden, insbesondere bei den Pflegefachpersonen, die am Gerät geschult wurden, auf Interesse gestossen, betont Katharina Luzi: «Wir wollen uns als Organisation weiterentwickeln und suchen nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Partnern in der Region.» Dafür benötige es eine offene Haltung gegenüber neuen Technologien: «In der Spitex werden wir ständig mit neuen und zum Teil komplexen medizinaltechnischen Verrichtungen konfrontiert, weil wir die stationären Behandlungen ja zu Hause weiterführen. Dies löst bei neuen Mitarbeitenden, die zuvor im Spital gearbeitet haben, oftmals Staunen aus.» Diese Arbeit erfordere eine hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Mit den vorgängigen Schulungen der Superuser hätten erste Hemmungen abgebaut und diese von der Sinnhaftigkeit des Projekts überzeugt werden können, führt die Projektleiterin weiter aus: «Wir boten bei allen Sitzungen die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Damit zeigten wir, dass wir die Sorgen und Bedenken unserer Mitarbeitenden ernst und wahrnehmen.»

Auch die Hausärztinnen und -ärzte wurden früh ins Boot geholt: So sei die Spitex LAR proaktiv auf ihre zuweisenden Hausärztinnen und -ärzte sowie Institutionen zugegangen und hätten sie über das bevorstehende Projekt informiert, beschreibt Katharina Luzi das Vorgehen. «Dieses Projekt ist kein Konkurrenzangebot, sondern eine Ergänzung zu bereits bestehenden Strukturen.» Aufgrund fehlender Kapazitäten in der Grundversorgung sei das Vorhaben positiv aufgenommen worden. Die Klientinnen und Klienten wurden im Vorfeld über die Zusammenarbeit mit Medgate informiert. Die Redaktionen seien wohlwollend gewesen, da das Projekt zum Ziel habe, unnötige Spitaleinweisungen zu vermeiden, so die Pflegeexpertin und Projektleiterin.

Selbsttragende Konsultationen sind das Ziel
Finanziert werden die telemedizinischen Konsultationen als reguläre ärztliche Konsultation via Tardoc. Die durch das Projekt entstandenen Mehraufwände werden durch eine Projektfinanzierung des Kantons Aargau mitfinanziert. «Dafür haben wir, gemeinsam mit unserer Projektpartnerin Medgate, im Vorfeld einen Antrag an den Kanton gestellt, der grosszügigerweise bewilligt wurde», erläutert Katharina Luzi. Weitere Aufwände werden durch die Spitex LAR sowie Medgate zu gleichen Teilen getragen. Ziel dieses Projekts seien selbsttragende Konsultationen sowie eine flächendeckende Umsetzung dieses Angebots im gesamten Kanton Aargau. Ob das realisierbar ist, werde sich im Verlauf des Projekts zeigen, sagt Katharina Luzi mit Blick auf die Zukunft.

 

Weitere Beiträge zur «Spitex im Wandel» finden Sie hier.

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